Die Bioweis beim Rielinger
Am Samstag, 18. Mai ging die 3. Auflage der BioWeis – das Weinfest der Biowinzer des Eisacktals – am Rielingerhof in Siffian/Klobenstein über die Bühne. Das trübe Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch und ein bunt gemischtes Publikum aus Weinliebhaber*innen, Expert*innen und Interessierten tauschte sich angeregt mit den Winzern aus. Im Rahmen der Verkostung konnten die Gäste rund 35 sehr unterschiedliche Weine probieren und mit den Produzenten in angenehmer Atmosphäre ganz entspannt fachsimpeln.
Auch beim heurigen Bio-Weinfest wurde die Tradition fortgesetzt, dass der Gastgeber einen Blick hinter die Kulissen der Weinherstellung gewährt. "Der Keller", so Hausherr Matthias Messner im Rahmen der Hofführung, "ist das am wenigsten Aufregende im Betrieb." Er ist gerne im Keller, doch wirklich zuhause fühlt er sich in seinem Weinberg. Dort entsteht der Wein – und je weniger im Keller eingegriffen wird, desto interessanter, desto spannender ist der Tropfen.
Der Weinbau hat am Rielingerhof eine lange Tradition. Matthias Messner hat den Mischbetrieb mit Schwerpunkt Weinbau 2009 von seinen Eltern übernommen und führt ihn gemeinsam mit seiner Frau Evi. Als prägendes Erlebnis mit großen Auswirkungen auf die Bewirtschaftung nennt der Winzer die Geburt der gemeinsamen Kinder. "Man fängt an nachzudenken, in welchem Umfeld und in welcher Umwelt die eigenen Kinder aufwachsen." Der Entschluss, den Betrieb auf Bio umzustellen, war die logische Konsequenz, und seither geht Matthias Messner gemeinsam mit seiner Familie den einzigen für ihn gangbaren Weg.
Getreu seiner Philosophie "Alles muss wachsen und zwar Schritt für Schritt." strahlt der Weinbauer eine fröhliche Gelassenheit aus. Bei der Führung durch seine Weinberge, die sich auf 680 bis 820 m Meereshöhe über die teils steilen Hänge des Rielingerhofes erstrecken, erzählt er anschaulich von seiner großen Leidenschaft. Um den Boden auf der 9 ha großen Rebfläche zu lockern, wurden Winterroggen und Erbsen als Einsaat gepflanzt. So kommt das Wasser besser in den sandigen Lehmboden und durch das Walzen der Einsaat kurz vor der Rebblüte entsteht eine nährstoffreiche Humusschicht. Roggen und Erbsen geben auf diese Weise die Energie, die sie aus dem Boden gezogen haben, wieder zurück und der Kreislauf schließt sich.
"Als Biowinzer arbeite ich mit der Natur und nutze alles, was sie mir so freigiebig schenkt." Dass dies nicht nur schöne Worte sind wird klar, als Matthias Messner über die Spritzungen erzählt, die er in seinem Weinberg durchführt. Kalter Brennesselauszug sorgt für mehr Vitalität und gibt den Reben einen regelrechten Energieschub. Gekochter Ackerschachtelhalm ist wirksam gegen Pilzerkrankungen und nach einem Unwetter wird zur Beruhigung Kamille gespritzt. "Kräuter und Pflanzen, die uns Menschen helfen, sind auch im Weinberg heilsam und umgekehrt."
Alle Weine, die am Rielingerhof gekeltert werden, sind spontanvergoren. Etwa 22 000 Flaschen werden jährlich abgefüllt und in Eigenregie vermarktet. Als Besonderheit nennt Messner eine fast ausgestorbene, 80-jährige Rebe der Sorte Blatterle, die am Hof vermehrt und angebaut wird. "Der Blatterle mit seinen großen Trauben ist sehr säurebetont, ein spannender Wein." Und so wie der Gastgeber beim Analysieren und Beschreiben seiner
Weine ins Schwärmen gerät, so hört man an jedem Verkostungstisch die Biowinzer mit den interessierten, weinkundigen Gästen eifrig fachsimpeln und philosophieren.
Gerade das macht die BioWeis zu einem ganz besonderen Weinfest. Naturverbundene, vom biologischen Anbau überzeugte Weinproduzenten präsentieren ihre charaktervollen Weine im Rahmen einer Verkostung, deren Setting sich bei aller Fachlichkeit und Professionalität durch große Entspanntheit und Ruhe auszeichnet. Die angenehmen Klänge der Rittner Formation "Lady Hurricane" laden zum Weingenießen ein und belegen eindrucksvoll eine Studie, der zufolge bei Rockklängen mehr Bier, bei Jazzmusik mehr Wein getrunken wird. Und wie es sich für ein richtiges Fest gehört, gibt es leckeres Essen, wie etwa Bandnudeln mit Bio-Lamm-Ragout oder Schlutzer mit Brennesselfüllung.
Die Gruppe der mittlerweile neun Eisacktaler Biowinzer wurde vor etwas mehr als zwei Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Bioweinanbau im Eisacktal sichtbarer zu machen. Jeder der Produzenten hat eine andere Weinstilistik und eigene Ideen betreffend die Vinifizierung. Bei den regelmäßigen Treffen finden angeregte Diskussionen statt, die oft in freundschaftliche Streitgespräche ausarten. Fakt ist: der Austausch ist ungemein wichtig für die Entwicklung und man profitiert von der Erfahrung Gleichgesinnter.
Einmal mehr haben die engagierten Biowinzer bewiesen, dass biologisch erzeugte Weine sich durch hohe Qualität und hervorragenden Geschmack auszeichnen. Durch die große Vielfalt ist für jeden Gaumen etwas dabei und es bleibt zu hoffen, dass die "BioWeisler" noch viele spannende Weinfeste veranstalten.
Kurzinfo
BioWeis besteht aus den Weingütern Rielinger vom Ritten, Zöhlhof, Garlider und Radoar in Feldthurns, Huaberhof in Teis, Schloss Campan und Vogelsanghof in Sarns bzw. Milland bei Brixen, dem Burgerhof in Brixen und dem Santerhof in Mühlbach.
Gastwinzer 2019: Weingut Bassermann-Jordan, Pfalz (D) – Weingut Alois Lageder, Margreid (I)
Elisabeth Stürz, Brixen